Gesundheitsinformationen: die Spreu vom Weizen trennen?

Wer die Diagnose Krebs erhält, hat jede Menge Fragen: Was ist in meinem Fall die beste Therapie, kann ich selbst etwas tun, um den Heilungsprozess zu unterstützen und wie geht es nach der Therapie weiter? Das Gespräch mit dem behandelnden Arzt ist unerlässlich. Aber oft wollen Betroffene und Angehörige selbst aktiv werden und informieren sich in Büchern, Broschüren oder im Netz. „Mir hat es sehr geholfen, nachzulesen und über meine Erkrankung zu recherchieren“, sagt Katharina Erkelenz, die vor einigen Jahren an Brustkrebs erkrankte. Doch nicht alle Tipps und Empfehlungen, die sie fand, waren qualitativ hochwertig, manche sogar unseriös.

Vorsicht bei formalen Mängeln

„Oft ist es gar nicht so einfach, einseitige oder gar zweifelhafte Berichte zu erkennen“, bestätigt Marie-Jolin Köster, Expertin bei der Deutschen Krebsgesellschaft. Doch welche Kriterien helfen bei der Beurteilung? Bestimmte formale Ungereimtheiten lassen sich relativ leicht aufspüren:

  • Unklare Urheberschaft und fehlende Quellen: Das sogenannte Impressum gehört zu den Pflichtangaben auf einer Webseite oder in einem Druckerzeugnis. Es zeigt an, wer für den Inhalt zuständig ist und enthält eine Kontaktadresse, unter der man nachfragen kann. Gut ist es, wenn die Autoren des Beitrags auf die Quellen verweisen, auf die sie sich beziehen. Solche Quellen findet man zum Beispiel in einem Literaturverzeichnis am Ende des Textes.
  • Unklare Informationsziele: Entscheidend ist nicht nur, wer einen Beitrag veröffentlicht, sondern auch für wen und in welcher Absicht. Bei Informationsseiten, auf denen man gleichzeitig gegen Bezahlung Produkte bestellen kann, geht es möglicherweise nicht vorrangig um die Verbreitung nützlicher Empfehlungen, sondern um die Vermarktung des Verkaufsangebots. Manche Angebote im Internet tragen ein AFGIS oder ein HON-Logo. Damit wird angezeigt, dass sie eine unabhängige Qualitätsprüfung durchlaufen haben. Beim Klick auf das Logo öffnet sich eine Seite, auf der der Anbieter über sich, sein Anliegen und die Art der angebotenen Informationen Auskunft gibt.
  • Keine Trennung zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten: Seriöse Medien unterscheiden hier klar – zum Beispiel, indem sie Anzeigen als solche ausweisen und grafisch anders gestalten als redaktionelle Beiträge.
  • Mangelnde Aktualität: Das medizinische Wissen wächst rasant und Sachverhalte, die vor fünf Jahren noch zutrafen, können inzwischen schon veraltet sein. Der Blick auf das Erscheinungs- und Aktualisierungsdatum hilft bei der Beurteilung.

Reißerische Schlagzeilen – irreführender Inhalt?

Doch auch wenn diese Anforderungen erfüllt sind, ist die inhaltliche Qualität noch lange nicht garantiert. Vorsicht ist geboten:

  • bei unrealistischen Aussagen: Eine Therapie, die zu 100 Prozent sicher oder garantiert nebenwirkungsfrei ist, kann es nicht geben.
  • bei reißerischen Berichten: Die Schlagzeile über einen medizinischen Durchbruch, die sich nur auf eine einzige Studie stützt, ist wenig seriös. Von einem bahnbrechenden Forschungsergebnis sollte man erst sprechen, wenn sich das Ergebnis in weiteren Untersuchungen bestätigt. Berichte über das gute Abschneiden eines Wirkstoffs im Labortest bedeuten nicht automatisch, dass dieser Wirkstoff später auch als Medikament im Menschen erfolgreich sein wird. Im Schnitt vergehen mehrere Jahre von der Idee bis zur Routineeinsatz eines Arzneimittels in der medizinischen Versorgung und viele anfangs vielversprechenden Verfahren kommen nie in der Versorgung an.
  • bei mangelnder Ausgewogenheit: wenn zum Beispiel die Schulmedizin generell abgewertet und stattdessen ausschließlich eine natürliche Medizin propagiert wird.

Darüber hinaus zahlt sich eine kritische Haltung, auch gegenüber den eigenen Erwartungen, aus. Denn manchmal ist es die eigene Hoffnung auf Wunder, die uns an Sensationsberichte glauben lässt.

Vertrauen Sie auf seriöse Quellen

Hier finden Sie eine Auswahl von Informationsangeboten:

Bei diesen Adressen finden Sie eine persönliche Beratung:

  • INFONETZ KREBS: Der telefonische Beratungsdienst durch das INFONETZ KREBS ist kostenlos und anonym. Das Team beantwortet medizinische, sozialrechtliche und psychologische Fragen. Tel: 0800 80708877 und auf www.infonetz-krebs.de
  • Krebsberatungsstellen der Landeskrebsgesellschaften: Dort können Sie sich im persönlichen Gespräch beraten lassen. Hier geht’s zur Adressliste.

 
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